Mohnblüten und innere Stärke
Ich fühlte mich wirklich schlecht. Über allem schien ein dunkler Schleier zu liegen. Die Reha nach meinem Burnout hatte mir bisher wenig gebracht. Und nun sollte ich in der Kunsttherapie auch noch etwas malen.
Trotzdem!
Früher hatte ich sehr gern Aquarelle gemalt, aber dann war vor lauter To do‘s einfach jahrelang keine Zeit mehr für so etwas gewesen. Und in meiner damaligen Verfassung war mir erst recht nicht nach Malen. Aber die Therapeutin forderte uns auf, einfach unsere Stimmung in Farben auszudrücken, ohne auf ein bestimmtes Ergebnis hinzuarbeiten. Also griff ich zu dunkelbraun, grau und schwarz und skizzierte lustlos ein paar trostlose Hügel.
Je länger ich malte, desto schlechter fühlte ich mich. Ich fand es einfach nur belastend. Doch als ich gerade damit aufhören wollte, geschah plötzlich etwas völlig Unerwartetes: Irgendetwas in mir hatte all das Dunkle, Schwere und Bedrückende so satt, dass es mich zu rot greifen ließ. Und ohne groß darüber nachzudenken, malte ich auf einmal eine große, rote Mohnblüte mitten in meine karge Landschaft ohne jegliches Grün. Irgendwie ging es mir danach besser. Also fügte ich noch eine Knospe hinzu. Und nachdem ich den Hintergrund in zartem Blau koloriert hatte, fühlte ich mich so gut wie schon ewig nicht mehr.
Doch das Beste: In meinem Kopf hatte sich beim Malen ein trotziges „Trotzdem!“ festgesetzt. Ein neues Motto, das mir von da an die Energie gab, endlich ins Handeln und damit aus meinem dunklen Tal heraus zu kommen.
Blüte als Symbol
Ich habe Mohnblumen schon immer geliebt. Jedes Jahr warte ich sehnsüchtig darauf, ihre roten Köpfe endlich wieder am Straßenrand zu entdecken. Und wenn ich gar ein ganzes Mohnfeld finde, halte ich an und genieße erst einmal die blühende Pracht.
Mit diesem Bild jedoch war eine Mohnblüte nun für mich zum Symbol dafür geworden, mich trotz aller widrigen Umstände endlich wieder auf das Schöne im Leben zu fokussieren. Mich nicht länger von all dem herunterziehen zu lassen, was ich ohnehin nicht ändern konnte, sondern trotzdem etwas für mich zu tun und mein Leben wieder schöner zu gestalten.
Mein „Trotzdem“-Bild hängt noch heute in meinem Wohnzimmer. Wann immer ich an mir zweifle, erinnert es mich daran, dass es meine Entscheidung ist, ob ich mich von irgendwelchen Gefühlen und Gedanken unterkriegen lasse oder TROTZDEM meinen Weg weitergehe. Auf diese Weise hilft es mir, wieder zurück in meine innere Stärke zu kommen.
Zart und doch stark
Dabei sind die leuchtend roten Blütenblätter des Mohns ganz dünn und zart. Es ist auch keine Blume für die Vase – wird sie gepflückt, fängt sie in kürzester Zeit an zu welken. Doch die Mohnpflanze selbst ist unglaublich widerstandsfähig. Sie wächst an den unterschiedlichsten und sogar unwirtlichen Orten, sogar wenn diese viel zu trocken scheinen. Und heftigem Wind beugt sich die Blüte einfach. Ihre Stängel sind so biegsam, dass sie dabei nicht abbrechen. Deshalb ist die Mohnblüte für mich ein Sinnbild von widerstandsfähiger Zartheit, die sich auch in stürmischen Zeiten erfolgreich behauptet.
Deinen eigenen Weg gehen
Ich bin selbst „zart besaitet“ (hochsensibel) und trotzdem habe ich meine innere Stärke gefunden. Und genau das möchte ich auch Dir und meinen Klientinnen vermitteln: Selbst wenn wir uns manchmal für schwach halten, können wir unser Leben trotzdem gut meistern, solange wir uns und unserer Natur treu bleiben, denn: „Es geht auch anders“: Es gibt nicht nur einen bestimmten Weg, um etwas zu erreichen. Jede von uns darf ihren ganz eigenen Weg für sich finden und ihn in ihrem Tempo gehen. Und dabei begleite ich Dich gern als Coach – behutsam, flexibel und trotzdem konsequent. Auch dafür steht die Mohnblüte in meinem Logo.
Ich hatte also echt Glück, dass die Therapeutin damals darauf bestand, das ich etwas male. Und genauso hieß die gute Frau übrigens auch. 🙂 Vielen Dank noch einmal, Frau Glück!